Oona Horx Strathern, seit über 30 Jahren als Trend- und Zukunftsforscherin im Einsatz, stellt in ihrer Keynote heraus: Die Zukunft, die der Berufsnachwuchs sich wünscht, schlummert bereits in ihm. Im Zentrum aller Entscheidungen – seitens der Unternehmen, aber auch im persönlichen Einsatz – sieht sie ein positives Menschenbild.
Wer das Wort „Omnikrise“ hört, könnte Angst bekommen. Denn es wiegt schwer. Es setzt sich aus dem lateinischen Adjektiv „omnis“ und dem griechischen Nomen „crisis“ zusammen. Das eine lässt sich mit „jede:r:s“, ,,all:es“ und „ganz“ übersetzen, das andere beschreibt im Drama den Höhepunkt und gleichzeitig Wendepunkt. Sollte uns das Angst machen? Nein, sondern Ansporn sein. Dass unsere Gesellschaft derzeit vor großen Herausforderungen steht, ist unbestritten. Sich nur darauf zu fokussieren, bringt uns nicht voran.
Rund 500 Teilnehmende, die das IZ und LZ Karriereforum in der Goethe Universität in Frankfurt besuchten, waren mehr als bereit, nach Chancen Ausschau zu halten. Sie wollten im Austausch mit starken Arbeitgebern und auf der Suche nach passenden Jobs ihre Zukunft in eine positive Richtung lenken. Und Speakerin Oona Horx Strathern, die seit über 30 Jahren als Trend- und Zukunftsforscherin im Einsatz ist, setzte in ihrer Keynote Impulse, welche Wirkungsfelder der Berufsnachwuchs konkret hat. ,,Wir sind Possibilisten“, sagte sie voller Überzeugung (englisch: possibility, deutsch: Möglichkeit). Mit dieser Perspektive könnten Gestalter:innen in Unternehmen, dabei bezog sie sich nicht nur auf Entscheider:innen, sondern auf alle Mitarbeitenden, ihre Zukunft anpacken.
Trends und Megatrends identifizieren
Trends sind wichtige Indikatoren für zukünftige Entwicklungen. Horx Strathern erklärte, dass es nicht nur lineare Trends gibt, sondern auch Gegentrends, die zu neuen Entwicklungen führen. Ein Beispiel ist die „Silver Society“, die durch den demografischen Wandel entsteht.
💡Junge Menschen sollten sich mit Trends und Gegentrends beschäftigen, um besser auf zukünftige Veränderungen vorbereitet zu sein: Wissen ist die Basis für konstruktive Debatten.
Individualisierung und Gemeinschaft
Unsere Gesellschaft wird immer individualistischer, beispielsweise führt dies auch vermehrt zu Einpersonenhaushalten. Gleichzeitig gibt es eine Sehnsucht nach Gemeinschaft, die neue Formen der Kooperation und Formen von Ersatzfamilien hervorbringt, wie CoWorking- und Co-Living-Spaces.
💡Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Individualität und Gemeinschaft zu finden und neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln. Zielgerichtete Argumente helfen bei der Diskussion rund um die Präsenzpflicht in den Unternehmen und über neue Formen der Kollaboration.
Arbeitsmodelle der Zukunft (mit)gestalten
Die Pandemie hat gezeigt, dass flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice möglich und oft effektiv(er) sind. Trotzdem kommt es auf soziale Interaktionen und ein inspirierendes Arbeitsumfeld an.
💡Junge Menschen sollten sich für Arbeitsplätze einsetzen, die Flexibilität bieten und gleichzeitig Gemeinschaft und Zusammenarbeit fördern. Lösungen aufzeigen statt meckern!
Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit
Horx Strathern sprach von einer „Kindness Economy“, bei der Menschen und der Planet im Mittelpunkt stehen. Unternehmen, die soziale und ökologische Verantwortung übernehmen, sind langfristig attraktiver und somit auch erfolgreicher.
💡Bei der Wahl des Arbeitsplatzes sollten junge Menschen auf die Werte und Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen achten und sie kritisch hinterfragen. Es besteht für sie die Chance, Teil einer positiven Marktveränderung zu werden.
Lebenslange Lern- und Anpassungsfähigkeit
Die moderne Lebens- und Arbeitswelt erfordert ständige Weiterbildung und Flexibilität. In der Regel durchlaufen Menschen heute viele verschiedene Lebens- und Karrierephasen. Keine ist gleich, Unternehmen brauchen individuelle Antworten darauf.
💡Die Offenheit für lebenslanges Lernen und die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu orientieren, sich neu zu erfinden, sind Schlüsselkompetenzen für die Zukunft. Dazu gehöre beispielsweise auch, offen für neue Jobs zu sein – sie sogar zu gestalten.
Weiterentwicklung, so stellte Horx Strathern heraus, berührt zumeist mehrere der genannten Wirkungsfelder – und macht das lnvest umso sinnvoller. Als Beispiel schilderte sie ein „Kassierer-Konzept“: In einem kanadischen Supermarkt wurde eine Position geschaffen, zu deren Jobbeschreibung auch aktives Zuhören gehört. Wer ein persönliches Gespräch möchte, stellt sich genau an dieser Kasse an und trifft auf ein offenes, freundliches Ohr. Der positive Impact für alle: Menschen gehen bestenfalls öfter einkaufen als zuvor. Menschen, die einsam sind, fühlen sich besser. Im Markenkern des Supermarktes steckt mehr nachweisbare, soziale Nachhaltigkeit, und die Kassiererin hat eine Aufgabe, die sie im Vergleich zu vorher als sinnstiftender empfindet.